Freitag, 23. März 2018

Alexander und Harald

Alexander

Es ist schon lange her. Aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wann und wo ich den Obdachlosen das erste Mal gesehen habe. Es war der Frühling vor sieben Jahren. Ich kann mich noch so gut erinnern, weil er nach allem aussah, aber nicht nach einem Obdachlosen. Hochwertiger Anzug, vielleicht nicht mehr ganz neu, aber sehr gut gepflegt. Saubere Schuhe, sogar Krawatte. Sorgfältig rasiert war er auch. Er hatte zwei große Koffer neben sich stehen. Die sahen mehr nach teuren Reisen in ferne Länder aus als nach Obdachlosigkeit. Aber er stand nun mal ganz am Rand der großen Fußgängerzone, in der ich meistens in meiner Mittagspause spazierengehe. Er stand zwischen zwei Geschäften und verkaufte die lokale Obdachlosenzeitung. Das eine Geschäft war ein Laden, der sich auf Bürsten spezialisiert hat. Ich liebe solche Fachgeschäfte, die ein schmales, dafür aber sehr tiefes Angebot haben. Allerdings habe ich da nur sehr selten was gekauft. So viele Bürsten braucht man nicht. Das andere Geschäft war einer dieser Ein-Euro-Läden. In die gehe ich ab und zu mal rein, aber mehr zur Belustigung, denn eigentlich mag ich sie nicht so besonders. Da kaufe ich quasi nie was. In diesem bestimmten Laden war ich allerdings eine Zeitlang häufiger, wenn auch nur, um mit einer der Verkäuferinnen zu flirten. Ich habe es zumindest versucht. Obwohl sie wohl nicht uninteressiert war, ist dann doch nichts aus uns geworden.

Bettlern gebe ich nie was. Ich bin der Meinung, dass man für sein Geld auch was tun sollte. Unterstützung ja, wenn das Geld nicht reicht, ausschließlich Betteln nein. Aber die Verkäufer von Obdachlosenzeitungen betteln nicht, sondern arbeiten für ihr Geld. Und sie belästigen einen nicht mit musikalischen Aktivitäten. Denen kann man in den Innenstädten heute kaum noch entkommen. Da gebe ich auch nichts, würde zur Strafe am liebsten noch Geld aus dem Hut klauen. Schmerzensgeld, wenn Sie so wollen. Aber von der Obdachlosenzeitung kaufe ich in großzügigen Zeiten auch mal zwei oder drei Exemplare der gleichen Ausgabe. Natürlich jeweils von anderen Verkäufern. Die überzähligen Exemplare verschenke ich dann oder gebe sie zuhause ungelesen ins Altpapier. Niemals würde ich den Verkäufern das Geld für die Zeitung geben, ohne die Zeitung mitzunehmen. Das ist entwürdigend und gehört sich nicht.

Ich kaufte also irgendwann meine erste Zeitung bei ihm. Außer dem höflichen hallo danke bitte und dem heutzutage wohl unvermeidlichen schöntachnoch dankeihnauch wechselten wir an diesem Tag keine Wörter. Warum auch? Das änderte sich im Laufe der Zeit, wenn auch nur langsam und in begrenztem Rahmen. Ich kam fast jeden Tag an den beiden Läden vorbei und wurde so etwas wie ein Stammkunde. Ich traf ihn nur an diesem Platz, nie anderswo. Auch er erkannte mich irgendwann wieder. Es kam sogar vor, dass ich eine Ausgabe kaufen wollte, die ich schon hatte, und er mich darauf aufmerksam machte. Ich dankte ihm und verabschiedete mich. Das war es dann an Kommunikation.

Irgendwann war ich dann allerdings doch neugierig. Ich weiß auch nicht mehr, warum, aber ich fragte ihn nach seinem Namen. Der sei Alexander, informierte er mich, seinen Nachnamen habe ich nie erfahren. Ich habe auch nicht insistiert. So aufdringlich bin ich dann doch nicht. Er hat mich auch nicht nach meinem Namen gefragt. Dass ich Harald heiße, habe ich ihm unaufgefordert mitgeteilt, ebenfalls ohne Nachname.

Obwohl ich nicht zu übertriebener und voreiliger Vertraulichkeit neige, wurde ich peu à peu inquisitorischer. Er hat mich wohl fasziniert, weil er so gar nicht dem Klischee des Obdachlosen entsprach. Ich entriss ihm die eine oder andere Information über sein Leben und wie er in seine Situation als Verkäufer der Obdachlosenzeitung am Rand einer Fußgängerzone geraten war. Er war zögerlich, erzählte dann aber scheibchenweise seine Geschichte. Es war die Story von einem guten Leben, das plötzlich aus den Fugen geriet und immer schneller erodierte. Eigene Firma, aufgebaut mit Schulden, zuerst nicht ohne Erfolg; keine Reichtümer, die er hätte anhäufen und verstecken können, aber ordentlicher Verdienst. Dann jedoch Wirtschaftskrise, einige unkluge Entscheidungen, Kunden mit fragwürdiger Zahlungsmoral, Konkurs, Verlust des Hauses, Scheitern der Ehe, Rückzug der meisten Freunde, vielleicht auch aus Stolz Rückzug von den Freunden, wer weiß das schon, wachsende Verbitterung, nicht ganz unverschuldeter Ärger mit den Ämtern, Obdachlosigkeit. Mit etwas Pech kann eine solche Abwärtsspirale wohl fast jeden treffen. Alkohol hat bei ihm keine Rolle gespielt; er hat jedenfalls nie davon gesprochen. Ich habe ihn auch immer nur nüchtern erlebt.

Aus seiner Zeit als gutverdienender Unternehmer hatte er nur sein Outfit, diverse Bücher und die Koffer in die Obdachlosigkeit gerettet. Die restliche Habe war verkauft oder sonstwie verloren; auf der Straße hat man keinen Platz für große Besitztümer. Das gute Outfit blieb wenig überraschend nicht lange gut. Ein Leben auf der Straße und in Obdachlosenunterkünften ist kaum dafür geeignet, die Kleidung zu schonen. Immer hartnäckiger hielten sich die Verschmutzungen, die er anfangs noch irgendwie im Griff hatte; auch war seine Kleidung immer mehr beschädigt. Anfangs konnte man noch Bemühungen sehen, die Risse zu flicken, danach dann nicht mehr. Irgendwann hatte er seine Anzughose durch eine Jeans ersetzt. Für den Zweck sicherlich praktischer als die Anzughose. Die Krawatte aber blieb, das war der Selbstachtung geschuldet. Von den zwei Koffern war irgendwann nur einer übrig. Vermutlich wurde ihm der andere gestohlen. Es gibt sicherlich nur wenig Solidarität unter Obdachlosen.

Eines Tages stand er nicht mehr an der gewohnten Stelle. Vermutlich stand er auch schon vor diesem Tag nicht mehr da, und es war mir einfach nicht aufgefallen. Es ist nicht so, dass sich der Obdachlose zu einer Obsession entwickelt hatte. Zuerst habe ich mir nichts dabei gedacht. Jeder ist mal nicht an seinem Platz, auch ein Obdachloser. Vielleicht war er sogar verreist, irgendwelche Verwandten oder Freunde, von denen ich keine Ahnung hatte. Natürlich wusste ich trotz aller Infos kaum etwas über ihn. Als ich mir dann nach einiger Zeit doch Gedanken über seinen Verbleib gemacht hatte, betrat ich das Bürstengeschäft. Es war mir nicht entgangen, dass der Besitzer des Geschäfts dem Obdachlosen immer mal wieder eine Tasse Kaffee rausgereicht hatte. Vielleicht konnte der was sagen.

Der Bürstenladenbesitzer konnte was sagen. Alexander war tot. Er hatte das von einem Stammkunden gehört; woher der das wusste, vermochte er mir nicht zu sagen. Es war wohl ein Herzinfarkt, aber auch diese Information war nicht sicher. Spielt ja auch alles keine Rolle. Wir waren nicht befreundet, das anzunehmen wäre anmaßend nach den insgesamt recht oberflächlichen Begegnungen. Aber ich war dennoch traurig. Jedes Mal, wenn ich am Standort des Obdachlosen, der früher ein Unternehmer war, vorbeikam, musste ich an ihn denken. Das wurde mir bald zuviel und ich änderte meine Mittagspausen-Route. Die Fußgängerzone ist groß. Da geht das. Seitdem sind bereits viele Monate vergangen. Vergessen werde ich ihn nicht. Irgendwie fehlt er mir.


Harald

Es ist zwar schon lange her, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wann und wo ich den Flaneur das erste Mal gesehen habe. Wo ist eh keine Frage, weil ich fast immer am gleichen Ort stehe und die Obdachlosenzeitung verkaufe, und zwar zwischen einem Bürstengeschäft und einem Ein-Euro-Laden. Reiner Zufall, dass ich da gelandet bin, aber der Platz war nicht schlecht für meinen Umsatz. Liegt vielleicht auch an der Nähe zum Bahnhof. Beim wann bin ich mir nicht ganz so sicher. Vor sieben Jahren, irgendwann im Frühling oder Sommer. Er fiel mir auf, weil er mich von Beginn an sehr neugierig beäugte. Nicht skeptisch oder herablassend, es wirkte wirklich neugierig, als würde ich ihm jede Menge Futter für seine Phantasie liefern.

Er gehörte dann zu meinen ersten Stammkunden. Manchmal hatte ich den Eindruck, er wollte noch etwas sagen, aber er nahm dann doch nur seine Zeitung und wir tauschten lediglich die üblichen Höflichkeitsfloskeln aus. Obwohl, so üblich sind die nun auch wieder nicht. Nicht jeder Kunde redet mit mir, manche wollen vermutlich nur Karmapunkte sammeln mit ihrem Kauf, eine Form von Ablasshandel, die nehmen ihre Zeitung, manchmal mit einem komischen Gesichtsausdruck, und sind sofort weg. Wie eine Flucht. Der Flaneur aber nickte mir häufig zu, wenn er an mir vorbeilief. Eines Tages überwand er seine Zurückhaltung. Jedenfalls sagte er mir, dass er Harald heißt und wollte auch meinen Namen wissen. Ich habe ihm gesagt, dass ich Alexander heiße, mehr aber auch nicht. Der Name stimmt sogar. Kurz hatte ich überlegt, mir ein Alias zuzulegen, aber was soll’s.

Offensichtlich war ihm das noch nicht genug an Kontakt oder an Auskünften über mich. Er wollte fast bei jedem Kauf irgendwas über mich wissen; wie ich in die Lage gekommen bin, warum ich nicht wie ein Penner aussehe, nein, das Wort Penner hat er nicht verwendet, und so weiter, und so fort. Ich habe nie mehr als eine Sache erzählt, er sollte ja schließlich wiederkommen. Also zu jeder gekauften Zeitung als kostenlose Zugabe ein oder zwei Dinge über mein Leben. Hätte es vermutlich nicht gebraucht, aber als Unternehmer denkt man nun mal so. Okay, als Ex-Unternehmer.

Wenn ich so drüber nachdenke, hat er mir nie was über sich erzählt, und ich habe ihn auch nie nach seinem Leben befragt. Es hat mich auch nie wirklich interessiert, aber jetzt, wo ich weiß, dass er nicht mehr lebt, tut es mir fast ein bisschen leid. Und es tut mir auch leid, dass ich mich damals nicht von ihm verabschiedet hatte, als ich zum Alkoholentzug viele Wochen nicht an meinem Platz war. Den Entzug hatte mir eine Dame vom Sozialamt besorgt, oder welches Amt das auch immer war. Aber da ich meine Alkoholprobleme immer verschwiegen hatte und mir keine gute Begründung für eine längere Abwesenheit eingefallen wäre, war ich dann halt einfach weg.

Nach meiner Rückkehr war es mir anfangs nicht aufgefallen, dass Harald nicht mehr vorbeikam, denn man kann nicht immer an jedes Gesicht denken. Okay, hier war es durch unsere kurzen Gespräche etwas anderes, mit den wenigsten habe ich so viel geredet, aber trotzdem. Als ich es bemerkt hatte, habe ich ihn auch nicht wirklich vermisst, denn ich kann auch gut ohne Geplauder sein. Als er dann aber gar nicht mehr auftauchte, habe ich mir doch so meine Gedanken gemacht. Da ich mitbekommen hatte, dass er eine Schwäche für den Bürstenladen hatte, wollte ich zuerst da nach ihm fragen. Allerdings hatte mich der Besitzer etwas entgeistert angeschaut, als ich wieder meinen Platz eingenommen hatte, so dass ich es gelassen habe. Weil ich aber wusste, dass er öfters in dem Ein-Euro-Laden war, um eine der Verkäuferinnen anzubaggern, habe ich mich in den Laden getraut, um zu fragen. Vielleicht wusste die ja was.

Sie wusste in der Tat was. Harald war tot. So hatte sie es jedenfalls gehört, denn sie hatte auch keinen echten Kontakt zu ihm gehabt. Das Anbaggern war einseitig, das erzählte sie mir bei dieser Gelegenheit, auch wenn sie es durchaus ein wenig schmeichelhaft fand. Da Harald fast jeden Tag in der Ecke flanierte, kannte er wohl den einen oder anderen Ladenbesitzer, oder Kunden, oder wen auch immer. Von einem dieser Personen hatte die Verkäuferin es dann gehört, ohne Details zu erfahren. Wie das halt so ist. Seitdem ist schon wieder über ein Jahr vergangen. Irgendwie fehlt er mir, deswegen werde ich ihn bestimmt nicht vergessen.

Montag, 19. März 2018

Varietas delectat

In der deutschen Presse trauert man momentan den Zeiten hinterher, in denen in der Formel 1 bis zu sieben deutsche Fahrer unterwegs waren. FAZ und Spiegel meine ich, man kann nicht alles lesen, anderswo wird vermutlich auch geweint. Statt sehr deutsch sieht das Starterfeld in diesem Jahr so aus:

2 Finnen: Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas
2 Spanier: Fernando Alonso und Carlos Sainz
2 Deutsche: Sebastian Vettel und Nico Hülkenberg
2 Franzosen: Esteban Ocon und Pierre Gasly
1 Franzose und Schweizer: Romain Grosjean
1 Mexikaner: Sergio Pérez
1 Däne: Kevin Magnussen
1 Niederländer und Belgier: Max Verstappen
1 Belgier: Stoffel Vandoorne
1 Brite: Lewis Hamilton
1 Australier: Daniel Ricciardo
1 Neuseeländer: Brendon Hartley
1 Schwede: Marcus Ericsson
1 Monegasse: Charles Leclerc
1 Kanadier: Lance Stroll
1 Russe: Sergey Sirotkin

Mir fehlen Südamerika und Asien. Ansonsten erfreulich international. Sehr viel bunter und abwechslungsreicher in puncto Herkunft kann es jedenfalls kaum sein. Ist eine solche Mischung einer Weltmeisterschaft nicht viel würdiger als die zahlenmäßige Dominanz durch eine Nation?

Donnerstag, 15. März 2018

Jahrgang 2018

Regelmäßige Leser dieses Blogs wissen: Ich mag Motorsport und lege bei den Autos Wert auf Ästhetik. Nicht nur beim eigentlichen Design, sondern auch bei der Lackierung. Bei dieser kann ich auch nicht die berechtigte „Form follows Speed“-Ausrede gelten lassen. Jetzt steht die neue Formel-1-Saison vorm Garagentor, die neuen Wagen wurden schon vor Wochen präsentiert. Ob die Geschwindigkeit stimmt, kann man noch nicht richtig beurteilen. Aber wie sieht der Jahrgang 2018 in puncto Optik aus? Waren Profis am Werk oder durften die Praktikanten ran? Geht der Daumen hoch oder geht er runter?

Ferrari SF71H: Viel Rot, wie es die Tradition befiehlt, und etwas Schwarz. Rot ist grundsätzlich immer zu begrüßen; auf das Schwarz hätte man sehr gut verzichten können, aber es ist wenigstens nicht zu aufdringlich. Vor ein paar Jahren war das mal anders. Nicht spektakulär, aber so, wie es sein sollte. Daumen hoch.

Force India VJM11: Ich mag das Pink. Nein, nicht die Farbe als solche, sondern weil sie aus dem Üblichen heraussticht und Abwechslung bringt. Leider wirkt die Kombination mit Weiß bisweilen etwas willenlos. Und der (überschaubare) Schwarz-Anteil ist auch hier überflüssig. Es hätte sich vielleicht gelohnt, über die Details noch mal nachzudenken. Insgesamt im Prinzip nicht schön, aber für mich trotzdem eine echte Bereicherung. Daumen hoch.

Haas F1 VF18: Die Hausfarben von Haas sind Grau, Weiß und Rot. Seit dem Einstieg des Teams in die Formel 1 im Jahr 2016 mischt man diese Farben in wechselnden Varianten. Das Ergebnis ist immer dasselbe: trostlose Ödnis und gähnende Langeweile. 2018 macht da keine Ausnahme. Soll mir keiner sagen, dass es nicht auch besser ginge. Daumen runter.

McLaren MCL33: Chapeau, man hat auf die Fans gehört und das helle Papaya-Orange der frühen McLaren reaktiviert. Ergänzt durch blaue Elemente, also insgesamt so wie Fernando Alonsos Indycar aus dem letzten Jahr. Ein Hauch mehr Raffinesse in der Umsetzung wäre nicht verkehrt gewesen. Aber der puristische Ansatz ist um Welten besser als der Versuch im letzten Jahr mit dem dunkleren Orange und den schwarzen Elementen. Daumen hoch.

Mercedes AMG F1 W09: Die bekannte Mischung aus Silberpfeil-Silber und Petronas-Türkis. Das Türkis, angereichert mit dem ubiquitären Schwarz, zieht sich wie im letzten Jahr in welligen Streifen über die Seitenfläche des Autos. Möglicherweise hat der Art Director etwas zu intensiv auf seine Lavalampe gestarrt. Soll wohl eine Mischung aus Vornehmheit und Dynamik suggerieren. Zu Marke und Zielgruppe passt es vermutlich. Meine Sache ist es eher nicht, aber ich bin auch nicht vornehm oder dynamisch. Daumen quer.

Renault R.S.18: Wo zum Teufel ist das ganze Gelb hin? Die Rennwagen von Renault kombinieren gefälligst viel Gelb mit etwas Schwarz, gerne verfeinert mit ein wenig Weiß. Und 2018? War schon 2017 ein Rückschritt gegenüber 2016 (da hatte man leider den gelben Lack mit reichlich Senf gestreckt), gibt es 2018 nur noch etwas Pro-forma-Gelb und stattdessen viiiiiel Schwarz. Es sieht gar nicht so schlecht aus, aber es ist keine Lackierung für einen Renault. Daumen runter.

Red Bull RB14: Nix Neues, viel mattes Tiefdunkelfastschonschwarz-Blau mit den brausig-peppigen gelb-roten Bullen-Akzenten. Diese sorgen dafür, dass man den Wagen nicht übersieht. Eindrucksvoll ist in meinen Augen was anderes, aber die Kombination ist gefällig und alles in allem okay. Halbwegs okay. Daumen quer.

Sauber F1 C37: Passt. Neue Grundfarbe Weiß, dazu eine große rote Fläche im Heck, quasi Motorhaube, die dem neuen Titelsponsor Alfa Romeo gewidmet ist. Außerdem ein paar blaue Streifen als Dekor. Nicht direkt atemberaubend, mehr unaufgeregt, was nie verkehrt ist, aber von einer erfreulich unaufdringlichen Eleganz. Daumen hoch.

Toro Rosso STR13: Die Mischung aus Blau, silbernem Bullen/silberner Schrift und Rot hat mir schon im letzten Jahr gut gefallen. Das wirkt leicht, entspannt, positiv, perlend, fast schon heiter und lebensbejahend. Wenn man jetzt noch einen Weg finden würde, die roten Streifen etwas geschmeidiger ins Design zu integrieren, wäre ich sogar noch glücklicher. Daumen hoch.

Williams FW41: Mit Martini als Sponsor kann man eigentlich nichts falsch machen, das legendäre Design ist von zeitlos-erhabener Schönheit: hellblaue, dunkelblaue und rote Streifen auf meist weißem, manchmal rotem oder silbernem und je ein Mal schwarzem bzw. dunkelgrünem Untergrund. Seit 2014 ist Martini Sponsor von Williams. Die Lackierung war hier immer attraktiver als die Autos. Und was passiert 2018? Ein nicht unerheblicher Teil des Weiß verschwindet zugunsten von, Sie ahnen es, Schwarz. Komplett schwarz wäre ja noch verhandelbar gewesen, aber als seitlich aufgepfropfte Fläche? Nein. Für mich die Enttäuschung des Jahres. Daumen runter.

Falls Sie nach der Lektüre den Eindruck haben, dass ich etwas gegen schwarze Formel-1-Autos habe, liegen Sie falsch. JPS-Lotus! UOP-Shadow! Wolf! Ahh, das waren wunderschöne Rennwagen! Gegen schwarze Gestaltungselemente ist im Prinzip auch nichts einzuwenden. Und es ist sogar zu begrüßen, wenn hässliches Geflügel oder andere unschöne Bauteile, die den Gesamteindruck stören, mit schwarzem Lack eine Art Tarnanstrich bekommen. Aber mittlerweile greifen die Gestalter fast obsessiv zum Topf mit der schwarzen Farbe. Irgendein nicht zu kleiner Teil des Autos muss schwarz lackiert sein. Möglicherweise gilt es als cool, stylish, modern, elegant, was weiß ich. Gibt es eventuell ein Gesetz, das besagt, dass ein Formel-1-Wagen ohne schwarzen Lack in großer Dosis möglich, aber sinnlos ist? Wenn ja, sollte man dieses Gesetz unverzüglich abschaffen. Es ist nicht cool, stylish, modern oder elegant. Es ist phantasielos. Es ist eine Bankrotterklärung der Kreativität. 

Sonntag, 4. März 2018

Frische Vorstellungsgespräche

„Und was ist Ihre größte Stärke?“
„Ich bin höflich, bescheiden und zurückhaltend.“
„Wir melden uns.“
„Aber bitte nur, wenn es keine Umstände macht.“

„Und wie würden Sie unsere Firma weiterbringen?“
„Mir gefällt Ihre Einstellung nicht. Ich habe noch nicht mal einen Vertrag und Sie kommen mir schon mit Ansprüchen!“
„Wir melden uns.“
„Immerhin. Ich dachte schon, das würden Sie auch von mir erwarten.“

„Und was ist Ihre größte Stärke?“
„Ich kann gut damit umgehen, wenn mal nichts zu tun ist.“
„Wir haben hier eigentlich nie Leerlauf.“
„Ich kann auch gut delegieren.“

Donnerstag, 1. März 2018

Februar-Miszellen

• „Dein Hund sieht sehr krumm aus.“ „Das ist ja auch ein Biegel.“
• Ach, Vollbeschäftigung bedeutet gar nicht, betrunken zu arbeiten? Wieder was gelernt.
• „Wie findest du meine Idee?“ „Mau!“ (Warum man Katzen nie nach ihrer Meinung fragen sollte.)
• Ich bin in mich gegangen und habe beschlossen, dass ich viel mehr aus mir herausgehen sollte.
• „Nochmals danke für Ihre Teilnahme am Workshop 'Papierloses Büro'. Anbei erhalten Sie heute das druckfrische 200-seitige Booklet mit den wichtigsten Learnings.“
• „Auf einer Skala von 1 bis 12 und 14 bis 20: Wie abergläubisch sind Sie?“
• „Schnelles Auto, aber sehr schmutzig.“ „Das ist ja auch ein Dreckster.“
• „Der Kommissar sieht aus wie ein Schaf.“ „Das ist ja auch Mähgret.“
• „Verfolgst du die Entwicklung der südafrikanischen Währung?“ „Ja, aber nur am Rand.“
• „Die Explosion ist etwas mager ausgefallen.“ „Das war ja auch Dünnamit.“