Mittwoch, 15. November 2017

NIMBY*


Ich telefoniere mobil, will aber keine Mobilfunkantennen hier in meiner Gegend.

Ich unternehme Flugreisen, will aber keinen Fluglärm hier in meiner Gegend.

Ich verbrauche Strom, will aber keine Stromtrassen hier in meiner Gegend.

Ich erzeuge Müll, will aber keine Müllverbrennungsanlage hier in meiner Gegend.

Ich fahre Auto, will aber keinen Durchgangsverkehr hier in meiner Gegend.

Ich mache dies, ich mache das, ich mache jenes. Aber ich will natürlich, dass dadurch entstehende mögliche Probleme immer auf andere abgewälzt werden. Gesunde Einstellung, oder?

* Not In My Back Yard

Montag, 13. November 2017

Was im Oktober geschah

• Bitte auch bei wegwerfenden Handbewegungen immer auf korrekte Mülltrennung achten!
• Habe heute morgen einen Clown gefrühstückt, musste mich aber sofort übergeben. Ich vertrage wohl diese Spaßgesellschaft nicht mehr.
• „Ich glaube, sie liebt mich.“ „Ich hab dir gleich gesagt, dass mit der was nicht stimmt.“
• „Ich bin kein Freund der Dunkelheit.“ „So, wie du aussiehst, solltest du das aber sein.“
• Als Tierfreund reise ich am liebsten nach Koala Lumpi.

Freitag, 10. November 2017

Kassandra

Wenige Menschen sind unbeliebter als die sogenannten Bedenkenträger. Okay, wer jeden Tag Katzenbabys verspeist, wird vielleicht noch mehr gehasst. Aber wer ernährt sich schon so einseitig? Wie auch immer, ich habe meine Bedenken, dass diese Unbeliebtheit berechtigt ist.

Ich meine hier nicht die chronischen Einhaarinjedersuppefinder, die mit an den Haaren herbeigezogenen Argumenten auf jeden Vorschlag ablehnend reagieren. Aus Prinzip. Weil der Vorschlag nicht von ihnen kam. Oder weil er für sie persönlich Nachteile oder nur Veränderungen bedeuten würde. Ich meine auch nicht die negativ gepolten Zeitgenossen, die grundsätzlich und ausnahmslos nur den Weltuntergang sehen und nie die Möglichkeiten. All die mag ich auch nicht, die sind zurecht unbeliebt. Ginge es nach denen, säßen die Menschen noch heute auf den Bäumen. Ich habe nichts gegen Bäume, ganz im Gegenteil, ich bin da ganz auf Seiten von Idefix; diese Vorstellung hat für mich trotzdem nur wenig Reiz. Aber ich schweife ab, noch bevor ich angefangen habe.

Nein, ich rede hier von denen, die erst mal ausführlich denken, die Dinge konsequent geistig durchdringen, Vor- und Nachteile seriös abwägen und dann auf mögliche Nachteile hinweisen. Die gegebenenfalls sogar unmissverständlich vor der Realisierung eines Projektes warnen. Denen es um die Sache geht und die sich nicht mit ihren Anmerkungen selbst profilieren wollen. Auch die sind unbeliebt. Vielleicht noch mehr als die chronischen Einhaarinjedersuppefinder, mit denen sie die Schublade „Bedenkenträger” teilen. Weil sie so oft recht haben. Und natürlich auch, weil sie die arg sensible Eitelkeit der Ideenurheber verletzen.

Nichts ist einfacher, als berechtigte oder wenigstens diskussionswürdige Einwände mit einem selbstbewusst herausgeschleuderten „Sie müssen natürlich wieder den Bedenkenträger geben!“ abzuschmettern, weil man seine Idee um jeden Preis retten will, selbst wenn sie noch so bedenklich ist. Das erspart lästige Denkarbeit und macht doofe Kritiker im Handumdrehen mundtot. Man ist auf der Seite der Weiterentwicklung, des Fortschritts, der Dynamik, der Visionen, der Zukunft; da kann man gar nichts falsch machen. Wenn das Projekt dann doch krachend scheitert, präsentiert der Bedenkenabschmetterer routiniert einen Schuldigen, der, überflüssig zu erwähnen, immer jemand anderes ist. Das kann sogar der Bedenkenträger selbst sein, weil er nicht eindringlich genug gewarnt habe.

Was hätten Bedenkenträger nicht alles der Menschheit ersparen können, wenn sie nur etwas mehr Durchsetzungsvermögen gehabt hätten! Stuttgart 21. SUVs. Atommüll. Klimahysterie. Geschälte und einzeln verpackte Bananen. Dosenbier. Laubbläser. In jedem dieser Fälle gab es Menschen, die vor den Folgen gewarnt haben. In keinem dieser Fälle konnten sie sich durchsetzen. Die Liste wäre nach Belieben zu verlängern, selbstverständlich auch mit noch besseren Beispielen. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen von Dingen, die es nicht nur nicht gebraucht hätte, sondern die sogar schädlich sind.

Hinterher ist man immer klüger. Das gilt auch für Bedenkenträger, keine Frage. Aber wäre es nicht bedenkenswert, erst die Bedenken der Bedenkenträger zu bedenken, ehe man sie reflexhaft als Bedenkenträger diffamiert?

Freitag, 3. November 2017

Harvey IV

Es ist schon wieder eine ganze Weile her, dass ich hier über meinen imaginären Kater Harvey berichtet habe. (Hier bitte ein „Kinder, wie die Zeit vergeht!“ dazudenken.) Allerdings ist auch nicht allzu viel passiert, das erwähnenswert wäre; mit den profanen Dingen und Erlebnissen des Alltags verschone ich Sie. Hier also nur das Wichtige, damit Sie wieder auf dem neuesten Stand sind. Nicht, dass sich noch jemand beschwert.

Beginnen wir mit etwas, womit ich nie gerechnet hätte. Sie wissen ja, dass ich gerne bei Twitter aktiv bin. Niemand kann dort immer sein Niveau halten, und gelegentlich sinkt es selbst bei mir hinab auf beklagenswerte Tiefen. Als das neulich mal wieder der Fall war, hat Harvey beherzt eingegriffen und Schlimmeres verhindert, indem er mich in eine Gummizelle gesperrt hat. Da habe ich mich dann ein paar Tage erholen können, während Harvey für mich getwittert hat. Das hat er ganz offen getan, und die Reaktionen meiner (in dem Fall seiner) Leser waren insgesamt sehr positiv und verständnisvoll. Leider war die Verpflegung nicht so besonders, weil Harvey mir immer nur Katzenfutter in die Zelle gereicht hat. Es war sein Lieblingsfutter und daher vermutlich gut gemeint. Dennoch habe ich dann doch lieber ein wenig gefastet.

Vor kurzem war ich in Würzburg. Natürlich hatte ich darüber nachgedacht, Harvey mitzunehmen. Harvey war auch durchaus nicht abgeneigt, nachdem er sich ein paar Bilder der Stadt im Internet angesehen hatte, ganz im Gegenteil. Dann fiel mir aber ein, dass Würzburg auch bei anderen Touristen sehr beliebt ist. Da ist Harvey dann doch lieber zuhause geblieben. Die Vorstellung, im dichten Gedrängel (das dann sooo dicht doch nicht war) mit mir durch die Stadt zu streichen, war für ihn nicht so attraktiv. Wer würde es ihm verdenken. Der Nachteil für mich: Wäre Harvey mitgekommen, hätte er auf der Rückfahrt das Steuer übernehmen und ich auf der Alten Mainbrücke ein oder zwei Glas Frankenwein vernichten können. Auf der anderen Seite kommt Harvey mit seinen Pfoten wohl kaum an die Pedale. Vermutlich also doch keine so gute Idee.

Würzburg ohne Harvey

Seit es wieder kalt ist, profitiere ich davon, dass Katzen die Wärme lieben, denn Harvey hat mir ein paar wertvolle Tipps gegeben. Auf seinen Rat hin stopfe ich mich ununterbrochen mit Nahrungsmitteln aller Art voll und liege den ganzen Tag auf der Heizung. Leider hat Harvey keine Erfahrung mit Winterschlaf. Das hätte ich als erstes ausprobiert. Mein nächstes imaginäres Tier wäre dann also vermutlich ein Bär.