Dienstag, 27. Juni 2017

Zeichen. Ein Drama in vier Szenen.

Szene 1


„Sieh mal. Ich glaube, der Himmel will uns ein Zeichen geben.“
„Ja. Ich kann aber bei dem Gekrakel nicht erkennen, worum es geht.“
„Ich auch nicht. Schade eigentlich.“
„Vielleicht was mit durchkreuzten Plänen?“
„Oder mit ihr könnt mich mal kreuzweise?“
(Beide lachen laut und klatschen sich ab.)
„Vielleicht gilt es ja auch gar nicht uns. Komm, lass uns einen trinken gehen.“


Szene 2


„Du, ich glaube mittlerweile, das ist mehr als ein Zeichen, das sieht eher nach einer göttlichen Erscheinung aus.“
„Meinst du? Ich hab da keine Erfahrung mit.“
„Ich auch nicht. So stelle ich mir das aber vor.“
„Lass es uns unbedingt weiter beobachten. In die Kneipe können wir auch später noch.“


Szene 3


„Da! Da! Siehst du das auch? Wahnsinn! Es wird größer und heller.“
(Fällt mit betenden Händen auf die Knie.)
„Oh mein Gott, oh mein Gott.“
(Fällt ebenfalls mit betenden Händen auf die Knie.)
„Nein, das ist mein Gott.“
„Nein, meiner.“
„Nein, meiner. Ich war zuerst auf den Knien und habe gebetet.“
„Aber ich habe zuerst oh mein Gott gesagt.“
„Dafür habe ich inniger gebetet.“
„Kannst du das beweisen?“
„Du elender Ketzer!“
„Du elender Blasphemiker!“
(Beide erstechen sich mit parallel gezückten Messern gegenseitig und bleiben tot liegen.)


Szene 4


Sonore Stimme aus dem Off:
„Elende Menschen! Erkennen einen stinknormalen Sonnenuntergang nicht, wenn sie ihn sehen. Und wer macht jetzt das ganze Blut weg, das bis in den Himmel gespritzt ist? Das ist eklig, ich kann so nicht arbeiten.”