Dienstag, 8. Juli 2014

Was tun?

Jaja, meckern kann jeder. In meinem letzten Beitrag hatte ich ausführlichst darüber schwadroniert, warum sich die Formel 1 und ich in den letzten Jahren ein wenig auseinandergelebt hatten. Aber Herr Hallmackenreuter wäre nicht Herr Hallmackenreuter, wenn er nicht auch ein paar klugscheißerische und besserwisserische Hinweise zur Optimierung des Produktes Formel 1 absondern könnte. Hier also in willenloser Reihenfolge einige wertvolle Tipps. Ob Sie nun Teambesitzer, FIA oder Bernie Ecclestone sind, hier können Sie was lernen. Sie dürfen sich ohne Gebühr oder Quellenangabe bedienen.

1. Befreien Sie sich vom Gedanken, dass früher alles besser war. Auch früher gab es extrem fade Rennen. Es ist ein naiver Wunschtraum, dass jeder Grand Prix ein Knüller ist.
2. Schaffen Sie das DRS ab. Ein Überholmanöver mit DRS hat nicht den geringsten Wert und ist eine Pervertierung des Rennsports.
3. Legen Sie mehr Wert auf die echten Fans als auf die spektakelsuchenden Zuschauer aus der Spaßgesellschaft, die dem Sport sowieso nicht lange treu bleiben werden.
4. Schaffen Sie die Boxenstopps für Zwangsreifenwechsel ab. Im Gegenteil, Reifenwechsel gehören verboten. Ist ein Reifen defekt, darf er natürlich gewechselt werden, wobei die Standzeit des Autos, sagen wir, 20 Sekunden betragen muss. Müssen zwei oder mehr Reifen gewechselt werden, verlängert sich die Standzeit für jeden Reifen um die entsprechende Zeit.
5. Lassen Sie wieder andere Reifenhersteller zu; ein Konkurrenzkampf unter Herstellern hat noch nie geschadet.
6. Veranstalten Sie nur noch Rennen auf von mir goutierten Rennstrecken. Und hören Sie auf, an guten Rennstrecken rumzupfuschen.
7. Begrenzen Sie den Rennkalender auf 18 Rennen.
8. Reduzieren Sie die Hürden für neue Teams. Neue Teams haben der Formel 1 immer gutgetan. Wer nicht mithalten kann, wird sich eh irgendwann wieder zurückziehen. Es wäre zum Beispiel eine gute Idee, wenn ein neues Team in den ersten maximal drei Jahren einen Gebrauchtwagen eines anderen Teams einsetzen könnte, bis man in der Lage ist, selbst ein Chassis zu entwerfen und zu bauen.
9. Erlauben Sie den Einsatz von dritten Autos, auch für einzelne Rennen.
10. Erlauben Sie, dass die Autos eines Teams verschiedene Sponsoren haben dürfen.
11. Reduzieren Sie den Einsatz von Onboard-Kameras. Die werden maßlos überschätzt, oft sieht man von einem Kampf viel weniger als mit einer normalen Kamera.
12. Machen Sie das Reglement einfacher und für den schlichten, nicht so technikaffinen Fan nachvollziehbar. Und erlauben Sie mehr Freiheiten. Ein Spritlimit ist okay, aber es sollte jeder selbst rausfinden können, wie er das am besten einhält. Nur dann ist echter Erkenntnisgewinn möglich.
13. Kippen Sie die Schwachsinnsregel mit den doppelten Punkten fürs letzte Rennen. Kippen Sie diese Regel noch für dieses Jahr.
14. Formulieren Sie das Reglement so, dass hässliche Nasen verhindert werden. Hier ist ausnahmsweise eine präzise Vorgabe gestattet. Vielleicht wäre sogar eine Style Police sinnvoll, die jedes Auto abnehmen muss und Monstrositäten aller Art verbieten dürfte. Ich stehe dafür zur Verfügung, bitte, gern geschehen.
15. Machen Sie die Spur der Autos breiter, die Hinterreifen breiter, die Heckflügel breiter.
16. Führen Sie schlichte Einheits-Frontflügel ein, die nur aus wenigen Elementen bestehen. Einheitskram ist mir eigentlich ein Graus, aber hier heiligt der Zweck die Mittel.
17. Schaffen Sie die ultrabreiten asphaltierten Auslaufzonen ab. Dann hat auch das Gezänk ein Ende, wer jetzt wieder zuviel Strecke in Anspruch genommen hat. Dann hätte ein Fahrfehler auch wieder Konsequenzen.
18. Bestrafen Sie nicht länger jeden Fahrfehler. Ja, bei idiotischen Wiederholungstätern muss man erzieherisch aktiv werden, aber meistens sind es schlichte Rennunfälle, wie sie immer passieren werden. Hier scheint bereits ein Umdenken eingesetzt zu haben, hoffentlich bleibt es dabei.
19. Verzichten Sie auf Firlefanz wie künstliches Funkensprühen. Das schadet zwar dem Sport nicht, ist aber lächerlich.
20. Erlauben Sie den Fahrern wieder absolute Redefreiheit. Dieses alberne PR-Geblubber, weichgespült und nichtssagend, ist absolut entbehrlich. Es ist kein Wunder, dass echte Typen wie Mark Webber so sehr vermisst werden. Selbst der einst so erfrischend daherredende Nico Rosberg wurde wohl in die Mercedes-Benz-Schule geschickt. Schade.

Wenn meine Ratschläge alle berücksichtigt werden, würde ich der Formel 1 auch in Zukunft erhalten bleiben. Es muss ja nicht alles auf einmal umgesetzt werden.