Samstag, 15. Juni 2019

Hoffnung

Wir leben musikalisch in trostlosen Zeiten. Kein neuer Zustand, ich weiß. Aus dem Radio sülzt nur noch gleichgeschalteter Reichseinheitstrullapop, die öffentlich-rechtlichen Sender machen da wie erwartet keine Ausnahme. Hat schon mal jemand die Herren Mark Forster, Max Giesinger, Johannes Oerding, Wincent Weiss und Philipp Dittberner (kein Anspruch auf Vollständigkeit, ganz im Gegenteil) gleichzeitig in einem Raum gesehen? Klingt alles so, als sei es von gnadenlosen, aber sehr lernfähigen Algorithmen komponiert. Nein, nicht komponiert, geklont. Kitschige schwiegermuttertaugliche Musik, kitschige küchenkalendertaugliche Texte, leider sehr ohrwurmtauglich und hundertprozentig grauenvoll. Da ist der fremdsprachige Trullapop à la Ed Sheeran noch eine Idee erträglicher, weil man da wenigstens die Texte überhören kann. Man wird bescheiden. (Ich könnte noch ein paar Worte über Sarah Connor, Namika, Herbert Grönemeyer und andere Zumutungen verlieren, aber dann würde ich gleichzeitig jeden Lebenswillen verlieren.)

Da überrascht und erfreut es umso mehr, dass eine sehr posthum veröffentliche 3er-Box meines Hausgottes Rory Gallagher bei den hauseigenen jpc-Charts im Bereich Pop/Rock ein paar Tage lang auf der Nr. 1 war. Richtige Musik! Handgemacht! Unfassbar! Nur alte Zausel wie ich kaufen heutzutage noch CDs, das hat alles nichts zu sagen, ich weiß. Aber entzückt war ich trotzdem. Man muss jede Hoffnung nehmen, die man bekommen kann.


Kleiner Nachtrag: Vorübergehend war die Box nicht lieferbar. Ist zwar doof für mich, weil ich etwas länger auf meine Bestellung warten muss, aber ich freue mich trotzdem darüber.