Samstag, 3. Februar 2018

Ampeln

In irgendeinem Verkehrsministerium zu einem beliebigen Zeitpunkt

„Herr Minister, die Unfallzahlen sind im letzten Jahr nicht weiter zurückgegangen.“
„Mist, wir haben Wahljahr, da müssen wir was tun.“
„Doch ein Tempolimit? Mehr Alkoholkontrollen? Konsequent gegen Smartphone-Gebrauch während der Fahrt vorgehen? Endlich Blinken durchsetzen? Experten sagen, das würde alles was bringen.“
„Sind Sie wahnsinnig? Das ist alles sehr unpopulär. Und teuer auch. Wir haben Wahljahr!“
„Dann weiß ich auch nicht.“
„Schulze, seien Sie kreativ! Die Wähler erwarten Aktivität! Ich erwarte eine spektakuläre Idee! Etwas, womit ich ganz groß in die Presse komme. Und natürlich auch in alle Polit-Talks. Moment, ich hab's. Wir definieren die Ampelfarben um. Rot bedeutet jetzt Fahren, Grün bedeutet Halten.“
„Herr Minister, mit Verlaub und bei allem Respekt, aber …“
„Ruhe, Schulze, ich muss nachdenken, wie ich das im Kabinett durchsetzen kann.“


Ein Jahr später im gleichen Ministerium

„Herr Minister, die Unfallzahlen sind im letzten Jahr deutlich gestiegen. Es heißt, das würde an der neuen Definition der Ampelfarben liegen. Die Leute seien überfordert.“
„Unfug, Schulze, wir waren nur nicht gründlich genug. Wir müssen einfach Gelb in die Neudefinition integrieren. Gelb könnte Fahren bedeuten, Rot Achtung und Grün Halten. Ja, das ist super, so werde ich das den Kollegen vorschlagen. Sind irgendwann irgendwo Wahlen? Egal, etwas PR ist nie verkehrt.“
„Herr Minister, mit Verlaub und bei allem Respekt, aber würde das was bringen?“
„Schulze, niemand mag Bedenkenträger. Außerdem muss es auch nichts bringen, haben Sie das immer noch nicht verstanden? Es geht darum, aktiv zu wirken. An die Arbeit, machen Sie ausnahmsweise mal was Sinnvolles!“


Ein weiteres Jahr später

„Herr Minister, die Unfallzahlen sind schon wieder nach oben gegangen. Mit Verlaub und bei allem Respekt, vielleicht war das mit den Ampeln doch keine so gute Idee?“
„Keine gute Idee? Eine vollkommen schwachsinnige Idee! Ich hätte nie auf Sie hören und Ihren Vorschlag aufgreifen dürfen. Schulze, Sie sind gefeuert!“