Da haben schon viele klügere Köpfe drüber philosophiert: Hat der Mensch einen freien Willen? Oder nicht? Es haben sich regelrechte Schulen für die jeweiligen Theorien gebildet, und natürlich haben sie alle ihre guten Argumente. Als thematisch nicht gefestigter Mensch ist man wie so häufig auch hier geneigt, nach dem Anhören der ersten Partei der ersten Partei zuzustimmen und nach dem Anhören der zweiten Partei der zweiten Partei.
Ich kann diese Diskussion, die schon Jahrtausende lang die Menschheit beschäftigt, hiermit ein für alle Mal beenden. Es gibt den freien Willen … nicht. Es ist letztlich ganz einfach. Nichts auf Erden und auch im Universum geschieht grundlos. Oder, anders gesagt, alles geschieht aus einem bestimmten Grund. Manchmal können es auch mehrere sein. Ob nun ein Staubkorn durch die Luft fliegt oder ein Kran ein 16-Tonnen-Gewicht verliert, nichts geschieht einfach nur so. In jeder Millisekunde geschehen Aberzentilliarden von Dingen. Jemand kratzt sich am Sack, jemand kratzt die Kurve, jemand kratzt ab. Und damit kratze ich nur auf das alleroberflächlichste an der Oberfläche. Jedes Zucken eines Nerves, jede Bewegung von Wasauchimmer nach Wohinauchimmer: Nichts geschieht zufällig, alles hat seinen Grund. Alles. Ausnahmslos.
Was also auch immer geschieht, es hat einen Grund. Und dieser Grund hat nun wiederum seinen Grund, und dieser Grund wiederum und so weiter. Es ist letztlich nichts anderes als das ständige „warum?“ wissbegieriger Kinder. Warum ist das geschehen? Aha. Und was war dann wiederum dafür der Grund? Und so weiter. Meistens verstehen wir diese Gründe nicht. Was auch seine Gründe hat. (Drücke ich mich noch deutlich aus? Können Sie mir folgen? Prima, dann haben Sie mir was voraus.) Jedenfalls könnte man rein theoretisch alle Gründe und Grundgründe und Grundgrundgründe bis zum Urknall verfolgen. Und auch der wird seinen Grund gehabt haben. Es wird also seit der Sekunde Null ein großes Programm abgespult, auf das Einfluss nehmen zu wollen keinen Zweck hat. Schon, weil ja alleine das Einflussnehmenwollen einen Grund hat, also im großen Programm bereits vorgesehen ist. (Wie übrigens auch die Tatsache, dass ich diesen Text schreibe.)
Womit wir kurz vor Schluss endlich beim Thema wären, dem freien Willen. Auch alles, was wir denken, hat seinen Grund. Im Idealfall Gründe. Oft liegen diese Gründe weit in der Vergangenheit. Oder auch nicht. Ist ja auch wurscht. Nur: Keiner soll sich einbilden, dass seine Gedanken göttliche Eingebungen sind (meine sind davon natürlich ausgenommen). Es ist reine Biochemie, die da wirkt. Grund reiht sich auch hier an Grund, biochemikalische Ereignisketten klammern sich untrennbar aneinander, Gene fordern Tribut, unbewältigte Kränkungen erheben nach Jahrzehnten ihr Haupt, äußere Einflüsse nicht zu vergessen. Und immer, wenn wir denken, da hätten wir ja mal wieder was fabelhaftes gedacht, macht sich irgendwo ein Grund vor Lachen nass.
Oder, um das Geschwätz mal kurz zusammenzufassen: Es ist alles sinn- und zwecklos.