Es war einmal vor langer Zeit, da wurde dieses Land fast ausnahmslos von pampigen, unfreundlichen, unhöflichen, muffeligen und schlechtgelaunten Menschen bewohnt, die ihr Geld bevorzugt in Branchen mit Kundenkontakt verdienten. Das ist im Prinzip heute nicht anders, aber irgendjemand ist vor ein paar Jahren mit einer gigantischen Dose Flauschlack über das Land gegangen und hat deren Inhalt großzügig auf die Menschen gesprüht, vor allem auf denen mit oben erwähntem Kundenkontakt.
Das muss ja per se nichts schlechtes sein. Ein gewisses Maß an Höflichkeit und gegenseitiger Rücksichtnahme erleichtert das Zusammenleben ungemein. "Guten Tag", von mir aus auch "Hallo", oder "Auf Wiedersehen" bzw. "Tschö" – so soll es sein, das ist selbstverständlich. Aber muss mir wirklich jeder, bei dem ich zum Beispiel zum ersten Mal in meinem Leben ein Brötchen kaufe, ein routiniertes "Schöntachnoch" hinterherkrähen? Man hat diese Unsitte wohl den Amerikanern abgeguckt, die als nachahmenswertes Musterbeispiel der geschmeidigen Oberflächlichkeit gelten. Aber ich weiß genau, dass es dem Absender vollkommen egal ist, ob ich noch einen schönen Tag haben werde. Ich erwarte auch nicht, dass es ihn interessiert. Es interessiert mich umgekehrt auch nicht. Es gibt einfach zu viele Menschen, als dass sich jeder für den weiteren Tagesverlauf aller anderen interessieren könnte. Meiner guten Laune dient es also nicht. Aber es zwingt mich als wohlerzogenem Menschen, meinerseits ein "ehmso" oder "ihnauch" zu zurückzunuscheln. Natürlich gibt es Schlimmeres. Aber lästig ist es schon.
Wer mir also verspricht, mich nur noch mit einem netten "Wiederschaun" zu verabschieden, dem verspreche ich, so weit wie möglich Stammkunde zu werden.
So. Genug gemotzt für heute. Schöntachnoch.